Sternstunde

In einer Regenbogenfamilie wird generell viel über das Leben gesprochen (ist sogar wissenschaftlich erwiesen), über das Glück, das Leid, die Gerecht- und Ungerechtigkeiten und natürlich über die Liebe. Bevorzugter Ort für diese Gespräche ist der Esstisch. Da sitzt die ganze Familie regelmäßig zusammen, tauscht sich über den Tag aus, lässt Dampf ab und hört den anderen zu. Unser Freundeskreis und unsere Interessen sind bunt gemischt – so auch unsere Themen. Natürlich sprechen wir auch über Politik, über den CSD und warum der wichtig ist. Manche Begriffe samt Bedeutung können sich Kinder leicht merken, andere sind schwieriger, vielleicht auch deshalb, weil sie im Alltag nicht so häufig selbstverständlich ausgesprochen werden. Zum Glück fragen Kinder in der Regel ganz offen und finden häufig sehr stimmige Antworten:
Wir sitzen am Tisch, es gibt Abendessen und T. (damals fünf Jahre) fragt: „Was ist nochmal schwul“? Unser Erstaunen ist groß, schließlich sprechen wir doch häufiger über unsere schwulen Freunde oder über die Liebe zwischen Männern. Nach einer kurzen Erklärung unsererseits, was es mit schwul und lesbisch auf sich hat, nickt sie verstehend und fasst zusammen: „Dann sind wir also lesbisch.“ „Ja“, sagt meine BH (Bessere Hälfte), „deine Eltern sind lesbisch und was du bist, das wissen wir noch nicht.“ Da huscht ein Leuchten in ihre Augen und sie erklärt: „Doch, ich weiß es, ich bin beides, lesbisch und schwul, ich mag nämlich Jungs und Mädchen.“

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