Frau Ministerin Karliczek, treten Sie zurück!

Unsere Tochter T. würde sagen: Hallo, hackt’s jetzt? Geht’s noch?
Bildungsministerin (!) Karliczek (CDU) ignoriert wissenschaftliche Studien über Regenbogenfamilien und tut so, als wäre die Ehe über Nacht ohne jegliche Diskussion auch für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet worden. Als hätte es nicht x-Urteile vom Bundesverfassungsgericht gegeben, durch die die jeweilige Regierung gezwungen wurde, gleiches Recht auch für LSBTI-Menschen gelten zu lassen.
Also: Eine Bildungsministerin zeigt öffentlich, dass Sie keine Ahnung vom wissenschaftlichen Stand hat und behauptet Unwahrheiten. Eine Ärztin, die sich so verhalten würde, hätte ihre Approbation innerhalb von 24 Stunden los.

Kein Wort darüber, dass es bereits seit 40 Jahren im angloamerikanischen Raum gesicherte Ergebnisse darüber gibt, wie sich die Kinder von LSBTI-Eltern entwickeln – nämlich gut. Kein Wort über die Studie der Uni Bamberg, beauftragt vom Justizministerium, die bereits 2009 den Regenbogeneltern beste Erziehungsfähigkeit bescheinigt und den Kindern einen hohen Selbstwert und eine gute Bindung an die Eltern bei gleichzeitig hoher Autonomie attestiert. Meinung machen, Vorurteile rausblubbern, um die öffentliche Stimmung in homophobe Richtungen treiben – großartig machen Sie das Frau Ministerin! Wie kann man nur Fakten so konsequent ignorieren! Und das nennt sich Bildungsministerin. Die CDU will sich erneuern und von der AfD abgrenzen? Glückwunsch! Hätte Alice Weidel sagen können – ups, ach nee, die hat ja selbst Kinder mit einer Frau … auch so eine Schizophrenie, aber das ist eine andere Baustelle.

In München ist das Projekt Treffpunkt, Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien tatgtäglich mit Regenbogenfamilien und solchen, die es werden wollen, beschäftigt. Die alltägliche Homo- und Transphobie ist das Problem, mit dem sich Familien herumschlagen müssen. Und Ministerinnen wie Karliczek machen homofeindliche Handlungen und Einstellungen wieder salonfähig. ich dachte, wir hätten diese Art von Hass hinter uns. Ich erinnere mich an meinen „Lieblingsfeind“ Norbert Geis, ehemals rechtspolitischer Sprecher von der CSU, der wirklich konsequent alle Sachlichkeit hinter sich ließ, wenn es um sogenannte „Homo-Themen“ ging. Aber dass wir jetzt wieder quasi von vor der Lebenspartnerschaft anfangen müssen, dass Menschen im Bundestag sitzen und Ministerämter innehaben, die so tun, als hätte es jahrzehntelange Emanzipationsarbeit und die dazugehörigen Erfolge nicht gegeben und diese wieder abschaffen wollen – so wie Trump in den USA … sagt mal, geht’s noch?

Axel Hochrein vom LSVD kommentiert im übrigen auch sehr gelungen.