Alltagsgedanken

Protokoll eines Morgens:

6.30 Uhr: Der Wecker klingelt. T. muss geweckt und mit Frühstück und Pausenbrot bedacht werden.
7 Uhr: T. hat Bauchweh und muss sich auf meinen Schoß kuscheln – an eigenes Frühstücken ist nicht zu denken.
7.30 Uhr: Die Freunde klingeln und T. bricht trotz Bauchweh in die Schule auf.
8 Uhr: Das Telefon klingelt. Ich befürchte, dass ich T. von der Schule abholen muss, den eigenen Arbeitstag knicken kann. Es ist T., aber von Bauchweh ist keine Rede mehr. Dafür von einer vergessenen Sichthülle, in der ein Arbeitsblatt steckt, das, wenn es zu einem der besten der Klasse gehört – eine Chance, die ich für sehr gering halte, die T. aber offensichtlich wichtig ist – mit einem Abdruck im Jahrbuch belohnt wird . Ob ich es nicht noch schnell zur Schule bringen könnte?
8.05 Uhr: Muttern schwingt sich im strömenden Regen aufs Fahrrad und radelt zur Schule, um dem sichtlich beeindruckten Lehrer, der sie mit dem Namen ihrer Frau anspricht, die Arbeitsmappe durchs Fenster zu reichen.
8.30 Uhr: Als ich zurückkomme, ist die Ökokiste da und will ausgepackt werden. Außerdem beschließe ich, gleich das Mittagessen vorzubereiten und mich dann an die Arbeit zu setzen.
Im Radio laufen Nachrichten, in denen die Ablehnung der CSU, das Ehegattensplitting auf homosexuelle Familien auszudehnen ad nauseam ausgebreitet und wiederholt wird. Ich blättere das aktuelle SZ-Magazin durch, das dem Thema Liebe gewidmet ist, um mich aufzuheitern – und stelle fest, dass ausschließlich heterosexuelle Liebesgeschichten erzählt werden.
10.30 Uhr: Nun muss T. doch verfrüht heimkommen – das Bauchweh hat sich nicht aufgelöst. Also, kann ich den eigenen Arbeitstag vergessen. Wie beruhigend, dass die CSU weiterhin dafür sorgen will, dass wir deutlich weniger Geld im Monat behalten können als Heterofamilien: Geld, das wir dem Staat geben, der es dann für Familienangehörige von CSU-Parlamentariern ausgeben kann?!?

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