Regenbogenfamilien in den Medien

Wir werden derzeit von Medienanfragen überrannt. Alle wollen mit unseren Kindern sprechen. Das ist einerseits toll, denn ohne die Medien können wir unsere Anliegen nicht transportieren und so freuen wir uns natürlich, dass das Thema gerade in aller Munde ist. Andererseits sind im Münchner Raum die Kinder aus den Familien mehrheitlich noch weit unter zehn Jahren, d.h. ein Interview in einer TV- Reportage kommt nicht in Frage. Viele Familien möchten ihre Kinder auch nicht der Öffentlichkeit aussetzen und sie so möglicherweise instrumentalisieren, so lange sie noch nicht selbst entscheiden können, wie öffentlich sie sich präsentieren wollen.

Ein Argument, das ich oft bei Familien höre, warum sie nicht mitmachen wollen, sind die Fragen, die für die Kinder oft schwer zu ertragen sind. Zum Beispiel: Was ist anders in einer Regenbogenfamilie? Die Kids können doch nur darauf antworten: Na, was soll denn anders sein? Meine Eltern sind halt zwei Frauen bzw. zwei Männer. Sie sind lieb und streng und toll und nervig und peinlich und großartig, so wie andere Eltern auch. Für unsere Kinder sind ihre Familien selbstverständlich und im guten Sinne normal, nur die Umwelt macht sie zu Kindern aus „irgendwie speziellen“ Familien. Das hat natürlich mit der gesellschaftlichen Situation zu tun und um darauf aufmerksam zu machen, muss man den Weg an die Öffentlichkeit wählen und zeigen, dass Regenbogenfamilien eben gar nicht so anders sind. Gleichzeitig ist es schwierig, in einer Sendung die nach wie vor existierende Homophobie und die subtilen Diskriminierungen zu thematisieren, ohne dabei die Familien zu „armen Opfern“ zu machen.

Es ist ein Dilemma, das wir ad hoc nicht lösen können. Aber wir können den Medien unsere Bedenken und unsere Kritik vermitteln. Vielleicht gestalten sie dann ihr Format auch so, dass es sich lohnt, mitzumachen. So lange es darum geht, mit Hilfe von reißerischen oder viktimisierenden Teasern Quote zu machen, werden die meisten Regenbogenfamilien keine Lust haben, sich verheizen zu lassen. Erst neulich hieß es in der Redaktion einer modernen Zeitschrift : „Ja, wir könnten schon was zu Regenbogenfamilien machen, aber es muss schon eine besondere Konstellation vorliegen, nur Regenbogenfamilie reicht nicht.“ Also z.B. eine schwarz-weiße Familie mit Kindern unterschiedlicher Väter und eine der Mütter vielleicht unheilbar krank oder so was. No comment.

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