Buchpreis Luchs geht an „How To Be Gay“!

Der Kinder- und Jugendbuchpreis Luchs ging im September an das Sachbuch „How To Be Gay“ von James Dawson. Er ist Lehrer und schreibt in seinem Buch für Jugendliche über alles um das Thema Coming-out, Sex, Gender und Liebe.
Esther Willbrandt hat das Buch gelesen und hier folgt das Spiegel online-Interview:

Esther, ein Lehrer schreibt über Sex. Das klingt ganz schrecklich nach Bio-Unterrichts-Aufklärungsbuch…
Oh nein – das ist es überhaupt nicht! Dann hätte es wohl kaum einen Preis gewonnen. Nein, das ist ganz anders. James Dawson, selbst schwul, hat sich genau darüber immer wahnsinnig geärgert, dass es eben oft nur diesen spießigen Aufklärungsunterricht gibt, in dem es meistens nur darum geht, wo die Babies herkommen – aber welcher Biolehrer erklärt dir denn, wie Männer miteinander Sex haben oder Frauen oder was Transsexualität bedeutet? Gerade erst sollte ja „sexuelle Vielfalt“ als Schulstoff in Baden- Württemberg eingeführt werden – was gab das für einen Aufruhr! Und genau da springt Dawson in die Bresche und sagt: Leute, keine Panik – Menschen sind verschieden, kommt damit klar! Auch wenn die Mehrheit der Leute heterosexuell ist, ist es absolut ok, sich als schwul, lesbisch, bi, trans oder von mir aus auch als Karotte zu definieren.

Als Karotte? Wer definiert sich denn als Karotte?
Keine Ahnung, aber wenn jemand das möchte, warum nicht? das ist noch lange kein Grund, ihn zu diskriminieren. Das schreibt Dawson natürlich so locker-lustig, um den Jugendlichen die Sorgen zu nehmen. Er weiß ja aus eigener Erfahrung, wie es ist, plötzlich festzustellen, dass man sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlt. Das ist total verwirrend und beängstigend, und man stellt sich tausend Fragen – und dann damit allein zu sein, das ist schlimm. Deshalb eben dieses Buch.

Aha, und was steht da drin? Wie sag ich’s meinen Eltern?
Zum Beispiel auch das. Wann ist ein guter Zeitpunkt, wie fange ich dieses Gespräch an, was mache ich, wenn meine Eltern ausrasten… so was. Also wirklich auf Augenhöhe mit den Jugendlichen. Ein richtiger Seelentröster und auch ein handfester Ratgeber. Das funktioniert so gut, weil Dawson einerseits natürlich seine eigenen Erfahrungen einbringen kann, andererseits erzählen im Buch sehr viele Jugendliche ihre Geschichte und da sagt keiner so Wörter wie „Geschlechtsverkehr“, sondern, so wie Johnny aus London: „Wenn ich im Netz ein schnelles Fickdate suche, ist die Rollenverteilung wichtig.“ Hier wird also nix vertuscht und nichs zensiert. Die jungen Leute werden mit ihrer eigenen Sprache angesprochen. Genauso locker und offen schreibt der Autor auch selber über Pornos, Online-Dating und über die technischen Feinheiten von gleichgeschlechtlichen Sex.

Das kann ich mir vorstellen, dass das eine echte Hilfestellung ist für Jugendliche, aber selbst wenn man seine sexuelle Orientierung für sich selbst definiert hat, heißt das ja noch lange nicht, dass auch das Umfeld damit klar kommt. Steht dazu auch was im Buch?
Ja, natürlich muss in so einem Buch auch drinstehen, dass Schwule in vielen Ländern verfolgt, eingesperrt oder umgebracht werden. Und natürlich geht es auch um sexuell übertragbare Krankheiten, Mobbing und andere Probleme. Aber Dawson zieht seine Leser auch nicht komplett runter. Zum Thema Klischees gibt es zum Beispiel witzige Zeichnungen. Und er schreibt dazu: Lesben haben immer kurze Haare und Schwule sind immer gut angezogen. Und jeder Franzose trägt ein Baguette unterm Arm, ist doch klar…. Und es gibt hinten im Buch auch ein tolles Ikonen-Lexikon für Schwule, Lesben und Transgender: Von Abba über Ernie und Bert bis Oscar Wilde.

Der Autor

James Dawson war acht Jahre lang Lehrer und hat in dieser Funktion schon viele Jugendliche aufgeklärt, bevor ihm 2012 mit seinem ersten Jugendroman der Durchbruch als Autor gelang. Es folgten mehrere Thriller und Aufklärungsbücher für Jugendliche, die alle auch sein großes Thema Homosexualität behandeln. Zuletzt wurde James Dawson für sein Werk von der jugendlichen Jury mit der berühmten Auszeichnung ‚Queen of Teen‘ geehrt. Er lebt in London, und wenn er gerade nicht schreibt, hört er Popmusik und schaut Horrorfilme.

How To Be Gay, James Dawson, Fischer Verlag, 9,99 €