Kinder aus Regenbogenfamilien lernen erst irgendwann, dass ihre Familien „anders“ sind

In einem Workshop brachte neulich die Konstanzer Psychologin Dr. Lisa Green ein Phänomen wunderbar auf den Punkt: Regenbogeneltern sind in der Regel in dem Heteronormativitätskonzept ihrer eigenen Eltern aufgewachsen, d.h. die Selbstverständlichkeit, als nicht-heterosexuelle Menschen/Eltern zu leben, wird erst erlernt und ist nicht von vorneherein da. Bei den Kindern aus Regenbogenfamilien verläuft dieser Prozess meistens genau umgekehrt. Für sie ist die Familie, in die sie hineingeboren werden, selbstverständlich queer. Das Konzept der Heteronormativität ist ihnen zunächst fremd. Im Laufe der Zeit erlernen sie den heteronormativen Blick der Gesellschaft. Und plötzlich kommt ihnen damit ein Stück Normalität abhanden, denn zumindest ein Stück weit sind unsere Kinder darauf angewiesen, dass wir ihnen die Mechanismen der Heterowelt erklären, damit sie sie einordnen können.

Da tut sich also ein Dilemma für Regenbogeneltern auf: Einerseits wollen sie ihren Kindern vermitteln, dass sie stolz auf ihre Familie sein können und dass Regenbogenfamilien tolle Familien sind. Andererseits müssen sie ihren Kindern auch irgendwann einmal erklären, dass es Menschen gibt, die Regenbogenfamilien eben nicht toll finden. LGBTQI-Eltern stehen vor der Herausforderung, den Spieß der selbst erlebten Abwertung nicht einfach umzudrehen und andere Familienformen ihren Kindern gegenüber schlecht zu reden – wäre ja pädagogisch nicht gerade besonders wertvoll. So bleibt die spannende Aufgabe, diesen Balanceakt je nach Alter der Kinder zu meistern – welche Erfahrungen macht ihr damit?

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